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1 zu 1: Smart Beta ETF Vergleich mit Klassik Portfolio

Mein heutiger Beitrag behandelt einen Smart Beta ETF Vergleich und stellt faktorbasiertes Investieren dem klassischen ETF Portfolio gegenüber. Welches Weltportfolio hat die bessere Performance? Das möchte ich gerne herausfinden. Dazu habe ich einen konkreten Praxisvergleich durchgeführt!
Beide Portfolios basieren auf Exchange Traded Funds (ETF) und leiten sich ab aus dem Buch von Gerd Kommer „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen“. Es handelt sich also jeweils um breit diversifizierte Weltportfolios.

Das eine Portfolio meines Performance Vergleiches basiert auf klassischen ETF, das andere auf faktorbasierten, sogenannten Smart Beta ETF. Beide decken dabei in ihrer Zusammensetzung grundsätzlich die gleichen Märkte bzw. Regionen (Large Caps, Small Caps, Industrieländer, Schwellenländer) ab. Sie unterscheiden sich nur in einem Punkt: das eine Portfolio verwendet Smart Beta ETF und investiert somit faktorbasiert, das andere Portfolio setzt ausschließlich auf klassische ETF, also solche ohne faktorbasierte Gewichtung.

Ziel meines Beitrages ist es, die Performance beider Portfolios zu vergleichen und dabei heraus zu finden, welches besser abschneidet. Außerdem möchte ich den Vergleich zukünftig gerne fortschreiben und an dieser Stelle hier kontinuierlich veröffentlichen.
Dabei gehe ich wie folgt vor:

Beginnen möchte ich mit grundsätzlichen Dingen wie der Funktionsweise von (Smart Beta) ETFs und dem Aufbau meiner Vergleichsportfolios. Wer all das überspringen möchte, der kann gerne direkt zum Ergebnis des Vergleichs im Abschnitt „Auswertung der Performance“ springen.

Wie war das noch mit den Smart Beta ETF?

Der Frage, wie sich Smart Betas von klassischen ETFs unterscheiden, bin ich bereits in einem meiner vorherigen Beiträge nachgegangen. Gerne könnt ihr das hier nochmal nachlesen.

Kurz zusammenfassen lässt sich die Funktionsweise von Smart Beta ETFs so, dass diese den Index mit seinen hinterlegten Werten nicht vollständig und 1 zu 1 nachbilden (wie klassische ETFs), sondern sowohl die Auswahl, als auch die Gewichtung der Aktien anpassen. Dies geschieht regelbasiert nach quantifizierbaren Unternehmensmerkmalen. Somit handelt es sich also auch bei einem Smart Beta ETF weiterhin um eine passiven Fond.

Doch Smart Beta ETF haben eine leicht höhere Gesamtkostenquote als ihre klassischen Pendants. Zudem sind die zugrundeliegenden Faktoren und deren Aussagekraft für zukünftige Performance umstritten. Ob Smart Betas nun trotz dieses leichten Kostennachteils eine höhere Rendite erzielen, möchte ich gerne in diesem Smart Beta ETF Vergleich hier herausfinden!

Genereller Aufbau meiner Weltportfolios

Doch kommen wir jetzt zur Praxis! Hier stelle ich nun den generellen Aufbau meiner Weltportfolios für den Smart Beta ETF Vergleich dar. Beide sind hinsichtlich der weltweiten Verteilung genau identisch aufgebaut.

Da ich mich hier auf eine reine Betrachtung des Aktienmarktes beziehe, habe ich eine Aktienquote von 100 % gewählt. Eine Beimischung von Staatsanleihen, etc. erfolgt nicht. Diesen Aktienanteil unterteile ich im zweiten Schritt zu 75 % auf entwickelte Industrienationen und zu 25 % auf Schwellenländer.
Da ich mich im nächsten Abschnitt bei der konkreten ETF Auswahl auf den MSCI World Index stütze, möchte ich den darin aus meiner Sicht sehr hohen USA-Anteil geringfügig verringern. Dazu mische ich dem Industrieländer-Anteil noch europäische Aktien bei. Zudem habe ich an dieser Stelle eine konkrete Differenzierung von Large- und Mid-Caps einerseits und Small-Caps andererseits eingeführt.

Die genaue Strukturierung ist zur Veranschaulichung in diesem Diagramm dargestellt:

Assetallokation der Vergleichsportfolios
Grundsätzliche Assetallokation der beiden Vergleichsportfolios

Im folgenden Abschnitt möchte ich nun aufzeigen, welche konkreten Produkte ich zum Aufbau der hier gezeigten Strukturierung ausgewählt habe.

Auswahl der ETF

Meiner Auswahlentscheidung lagen mehrere Überlegungen zugrunde. Generell habe ich hinsichtlich der Ertragsverwendung ausschließlich thesaurierende ETFs ausgewählt. Der Grund dafür liegt darin, dass sich so die Performance des Portfolios schlichtweg einfacher berechnen lässt als bei einer manuellen Wiederanlage von Ausschüttungen. Denn die Ausschüttungen sind automatisch im Kurswert „eingepreist“. Ob man für seine private Geldanlage Ausschüttungen dennoch haben möchte ist eine andere Überlegung. Dies hat jedoch keinen Einfluss darauf, wie Smart Betas im Vergleich zu klassischen ETFs performen.

Des Weiteren habe ich mich bei der Auswahl an der Gesamtkostenquote (TER: Total Expense Ratio) orientiert und nach Möglichkeit das günstigste Produkt gewählt. Denn die laufenden Kosten möglichst gering zu halten ist ein wesentlicher Bestandteil einer guten Buy and Hold-Strategie.
Dazu sei erwähnt, dass Smart Beta ETF immer eine geringfügig höhere TER haben als das klassische Pendant desselben Index. Ob das Smart Beta Portfolio diesen Kostennachteil durch entsprechende Über-Performance aufholen kann wird sich über hinreichend lange Laufzeit herausstellen. Daher möchte ich den Vergleich mit den aktuellen Portfoliowerten an dieser Stelle fortschreiben. Es bleibt also spannend!

Für folgende ETF habe ich mich entschieden:

Tabellenüberischt der Smart Beta ETF Vergleich Portfolios

Wie man sieht, bestehen nur 67,5 % des Portfolios aus Smart Betas. Der Grund liegt darin, dass zu Beginn des Vergleichs am 01.01.2020 schlicht noch kein Smart Beta für den MSCI World Small Caps und den MSCI Emerging Markets IMI existierte.

Die Gesamtkostenquoten (TER) zum Zeitpunkt der Erstellung für beide Portfolios errechnen sich aus der Gewichtung und stellen sich wie folgt dar:

TER Klassik Portfolio:0,200 % p.a.
TER Smart Beta Portfolio:0,405 % p.a.

Das bedeutet also, dass das klassische Portfolio schon einen Kostenvorteil in Höhe von 0,205 Prozentpunkten gegenüber dem Smart Beta Portfolio hat! Ob Letzteres mittel- bis langfristig diesen Malus ausgleichen kann bleibt abzuwarten. Ich werde an dieser Stelle weiter berichten!

Auswertung der Performance

Dieser Abschnitt wird regelmäßig fortgeschrieben.
Letztes Update: 07.05.2022

Beginnend am 01.01.2020 wurden beide Portfolios initial nach vorgenannter Gewichtung bestückt. Seitdem ergaben sich seit dem letzten Update folgende Performance-Werte:

Klassik Portfolio
Laufzeit:2 Jahre und 126 Tage
Gesamte Performance:+20,56 %
Rendite p.a.:+8,30 % p.a.
Smart Beta Portfolio
Laufzeit:2 Jahre und 126 Tage
Gesamte Performance:+18,49 %
Rendite p.a.:+7,50 % p.a.

Die Wertentwicklung beider Portfolios über die Zeit ist in folgender Grafik dargestellt:

Smart Beta ETF Vergleich Performance

Bewertung und Fazit

Zum jetzigen Zeitpunkt liegt das Klassik Portfolio klar vorne mit einer Rendite p.a. von 8,30 % im Vergleich zu 7,50 % p.a. beim Smart Beta Portfolio!
Dazu sei aber gesagt, dass der Betrachtungszeitraum noch keineswegs aussagekräftig für eine mittel- bis langfristige Geldanlage ist. Es bleibt also abzuwarten wie sich beide Portfolios weiterentwickeln. Ich werde es an dieser Stelle regelmäßig veröffentlichen!

Disclaimer: Dieser Blogbeitrag stellt keine Anlageberatung dar! Ich habe die Inhalte nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert bzw. berechnet. Ich kann mich aber auch irren 😉

Hier geht es zurück zur Startseite meines Blogs: https://blog-mensch.de/
Vielen Dank für’s Lesen! 🙂

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Was sind Smart Beta ETF?

In meinem aktuellen Thema gehe ich der Frage nach, was Smart Beta ETF von klassischen ETF unterscheidet. Was haben beide börsengehandelte Fonds gemeinsam und was sind die Unterschiede? Es geht also hier um das Verständnis, wie beide ETF Varianten funktionieren. Dazu möchte ich kurz auf die wesentlichen Aspekte von ETF im Allgemeinen eingehen, um dann die Besonderheit von Smart Beta ETF zu betrachten.

Parallel zum vorliegenden Artikel arbeite ich außerdem an einem Beitrag der anhand eines ganz konkreten Smart Beta Portfolios dessen Performance mit einem klassischen ETF Portfolio vergleicht. Wer direkt in diesen konkreten Praxisvergleich einsteigen will, der gelangt mit diesem Link direkt zu meinem entsprechenden Beitrag.

Doch nun zurück zum Thema und zur Funktionsweise von Smart Beta ETF. Mein Beitrag baut sich wie folgt auf:

Allgemeines

ETFs sind börsengehandelte Indexfonds welche passiv gemanagt werden. Das bedeutet, dass diese Fonds einen ganzen Index abbilden. Dies unterscheidet sie von aktiv gemanagten Fonds, welche üblicherweise eine konkrete Anlagestrategie einzelner Manager verfolgen und umsetzen. Das ETFs ganz einfach „nach Schema F“ einen Index nachkaufen bringt viele Vorteile mit sich. So sind die passiv verwalteten ETF deutlich kostengünstiger als aktive Fonds. Zudem erzielt man mit ETFs die gleiche Rendite wie der Durchschnitt vieler Aktieninvestoren, und dies ohne hohe Managementkosten mitzutragen. Der potentielle Nachteil bei ETFs: man erzielt eben auch nur diese Rendite des Durchschnitts, eine Überperformance ist kategorisch ausgeschlossen.

Doch wie bilden ETFs nun die zugrundeliegenden Indizes, wie z.B. den DAX, den Nasdaq 100 oder auch den MSCI World ab?

Methoden der Indexnachbildung

Grundsätzlich gibt es dazu drei verschiedene Methoden:

Bei der vollständigen Replikation werden alle Papiere des zugrundeliegenden Index in dessen entsprechender Gewichtung gekauft. Am Beispiel des DAX bedeutet das, dass der ETF Anbieter alle dessen 40 Werte kauft und zwar in einem entsprechenden Gegenwert, wie das prozentuale Gewicht des jeweiligen Wertpapiers im Index hinterlegt ist. Also 2,5 % des investierten Kapitals werden in Adidas Aktien investiert, 4,8% in Airbus, 6,8% in Allianz, und so weiter…, (Gewichtung Stand 20. Juni 2022).

Die so vom ETF Anbieter gekauften Wertpapiere zählen zudem als Sondervermögen dieses Unternehmens, und das ist ein wichtiger Aspekt: denn dadurch ist das Geld des Anlegers geschützt, da es im Falle einer Insolvenz des Anbieters nicht zu dessen Insolvenzmasse gehört.

Eine weitere Methode ist das Sampling-Verfahren, dabei werden durch den Anbieter des ETF nicht alle dem Index zugrunde liegenden Papiere, sondern lediglich eine repräsentative Auswahl eingekauft, welche den Index ebenso möglichst genau nachbildet. Dies vereinfacht das Verfahren insbesondere bei Indizes, die sehr viele Wertpapiere enthalten, wie z.B. der MSCI World mit seinen circa 1600 Aktien. Auch beim Sampling zählt das investierte Geld des Anlegers vollständig zum Sondervermögen und ist besonders geschützt.

Die dritte Methode der Indexnachbildung ist die Synthetische Nachbildung. Hier werden zur Indexnachbildung nicht nur die Wertpapiere direkt gekauft, sondern die Nachbildung basiert zum Teil auch auf Tauschgeschäften zwischen Banken (Swap-basiert) welcher mit Hilfe des Handels von Derivaten realisiert wird. Dies kann die Kosten des ETF senken, bringt aber mit sich, dass das investierte Geld des Anlegers nicht vollständig zum Sondervermögen des ETF Anbieters gehört, und somit bei dessen Insolvenz nicht mehr vollumfänglich geschützt ist (und somit möglicherweise dem Anleger verloren gehen könnte).

Besonderheit Smart Beta

Und was machen Smart Beta ETFs nun anders? Grundsätzlich bilden diese ebenso nach einer der drei verschiedenen Methoden einen Index ab, sie können also auch vollständig replizieren, durch Sampling abbilden oder die Abbildung auf Derivate stützen. Das besondere an Smart Beta ETFs ist nun, dass diese die Auswahl und/oder Gewichtung der Wertpapiere eines Index anpassen. Sie kaufen also nicht wie bei klassischen ETF nach festem Schema einfach alle Werte des Index, sondern lassen bestimmte Aktien ganz weg oder ändern deren Anteil am gesamten Investment.

Diese Auswahl bzw. Anpassung geschieht aber nicht auf Basis von irgendwelchem Wissen einzelner Investoren, sondern nach festen, quantifizierbaren Faktoren. Diese basieren auf öffentlich verfügbaren Daten und werden ganz mechanisch berücksichtigt. Die Meinung oder Interpretation einzelner aktiver Manager spielt dabei also keine Rolle. Es handelt sich somit weiterhin um ein passives Management des Fonds, was ja, wie eingangs erwähnt, ein wesentlicher Vorteil von ETF gegenüber aktiven Fonds darstellt.

Solche quantifizierbaren Faktoren lassen sich z.B. aus den Fundamentaldaten der jeweiligen Unternehmen ableiten (so etwa der „Value-Faktor“ welcher u.A. das Kurs-Gewinn Verhältnis der Unternehmensbilanz berücksichtigt), oder aber auch aus den Aktienkursen des Unternehmens bestimmen (Beispiel: „Low Volatility“, also die geringere Schwankungsbreite des Kurswertes gegenüber dem Durchschnitt).

Welche Faktoren gibt es?

Der amerikanische Finanzdienstleister MSCI definiert für das einfache Faktorinvestment auf seiner Webseite
https://www.msci.com/our-solutions/factor-investing
insgesamt folgende 8 verschiedene Faktoren:

Value: Preislich unterbewertete Aktien bzgl. Ihres realen Gegenwertes.

Low Size: Aktien kleinerer Unternehmen, die im Vergleich zu ihren größeren Mitbewerbern Überrenditen hervorbringen.

Momentum: Aktien, die in der jüngeren Vergangenheit eine überdurchschnittliche Performance aufwiesen.

Low Volatility: Aktien mit geringeren Kursschwankungen als der Durchschnitt.

Dividend Yield: Aktien mit möglichst langfristig stabilen Dividenden.

Quality: Aktien mit geringer Fremdkapitalquote und stabilen Erträgen.

Growth: Wachsende Unternehmen, gemessen an den Einnahmen und Gewinnerwartungen gemäß deren Geschäftsberichten.

Liquidity: Aktien mit hohem Handelsvolumen.

Achtung: Die hier aufgeführten Erläuterungen sind von mir frei übersetzt! Wer es genauer wissen möchte, sollte sich an die oben genannte Quelle im Original halten!

Zudem gibt es die Möglichkeit des Multifaktor-Investment: Hierbei ist der ETF so konstruiert, dass nur Aktien in die Auswahl aufgenommen werden, die mehrere Faktoren erfüllen.

Faktoren sind umstritten

Unter Kritikern ist das faktorbasierte Investment teilweise umstritten. Dazu gibt es mehrere Ursachen. So lassen sich zwar manche Faktoren und eine damit verbundene Überperformance anhand historischer Daten statistisch nachweisen, doch ist das Weiterbestehen der Faktoren in der Zukunft sehr umstritten. Möglicherweise ist mit Bekanntwerden des (statistischen Vorteils in der Vergangenheit) des Faktors dessen Effekt für die Zukunft zunichte gemacht wurden.
Auch lässt sich über die Aussagekraft der Zeitspannen der historischen Beobachtung streiten, und damit verbunden natürlich über deren Aussagekraft für die Zukunft.

Ein weiterer, wichtiger Punkt ist auch folgender: Smart Beta ETF haben eine höhere Gesamtkostenquote (TER = Total Expense Ratio) als ihre klassischen, nicht-faktorbasierten Gegenstücke. Das heißt, selbst wenn Smart Beta ETFs geringfügig besser performen sollten als das klassische Gegenstück, so müssen sie erst einmal den Kostennachteil aufholen.

Fazit und Ausblick

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass die Art der Indexnachbildung (vollständig, Sampling, Swap-basiert) eines ETF sowohl bei klassischen als auch Smart-Beta ETF gleich ist. Der Unterschied ist der, dass die Auswahl und/oder die Gewichtung der im Index vorhandenen Werte bei Smart Betas durch feste Regeln (Faktoren) abgeändert wird. Mögliche Faktoren gibt es, wie oben gezeigt, viele. Diese lassen sich sogar kombinieren. Doch die Aussagekraft der Faktoren für die Zukunft ist zumindest umstritten.
Als kleines, persönliches Praxis-Experiment habe ich zwei Muster-Portfolios aufgesetzt. Eines basiert auf Smart Beta ETF, das andere auf den klassischen Gegenstücken ohne Faktoren. Wie beide Portfolios im Vergleich abschneiden, beobachte und beschreibe ich hier:
https://blog-mensch.de/vergleich-portfolios-smart-beta-etf-vs-klassisch/

…übrigens

Wer mehr praxisnahe Infos zu Smart Beta ETF sucht, dem kann ich folgende Seite von finanztip.de sehr empfehlen:
https://www.finanztip.de/indexfonds-etf/smart-beta-etfs/

Und hier geht es zurück zur Startseite meines Blogs.
Vielen Dank für’s Lesen!